Moritz Geier – Abschlussbericht

Im August 2000, im Alter von eineinhalb Jahren, stellte sich durch eine BERA-Untersuchung endgültig heraus, dass ich gehörlos bin. Die Ursache meiner Gehörlosigkeit ist unbekannt. Nachdem sich meine Eltern umfassend insbesondere von Herrn Prof. Dr. G. Diller beraten ließen, entschieden sie sich für Cochlea-Implantate. Im Februar 2001 wurde ich in der Uniklinik Frankfurt von Herrn Doktor Kiefer zunächst auf der rechten Seite mit einem Cochlea-Implantat versorgt, im Oktober 2002 folgte die linke Seite.

Mit der Unterstützung verschiedener Audiologen, Pädagogen, der Hör- und Sprachförderung Friedberg und vor allem meiner Eltern habe ich Hören und Sprechen gelernt. So konnte ich die Regelschule besuchen und studiere jetzt Sportökonomie an der Universität Bayreuth.

In meinem Studium ist es üblich, das fünfte Semester im Ausland zu verbringen. Dank der Stiftung zur Hör und Sprachförderung und Herrn Prof. Diller, konnte ich mein Auslandssemester an der Vancouver Island University in Kanada absolvieren.

Mein Auslandssemester an der Vancouver Island University

Am 21.08.19 startete ich zusammen mit einer Kommilitonin aus Bayreuth meine Reise von Frankfurt aus nach Kanada. Nach einer Übernachtung in Vancouver ging es mit der Fähre auf Vancouver Island nach Nanaimo.

Die ersten zwei Wochen habe ich genutzt, um anzukommen und mich zu orientieren. Die Kanadier haben sich direkt als sehr nette und hilfsbereite Menschen herausgestellt. Diese offene Kommunikation mit fremden Menschen war ich aus Deutschland überhaupt nicht gewöhnt, empfand sie aber als sehr angenehm. Auch wenn ich mich zuerst an den neuen Sprachklang und die neuen Umgangsformen gewöhnen musste.

An der Universität wurden wir sehr herzlich empfangen und haben schnell neue Freunde aus verschiedenen Ländern kennengelernt. Insgesamt habe ich vier Kurse belegt, welche sich in mein Studium in Deutschland eingliedern lassen. Die Kurse unterscheiden sich stark von denen in Deutschland. Es ähnelt eher dem Schulsystem, da die Kurse Schulklassengröße haben und man während des Semesters einen viel größeren Arbeitsaufwand hat. Dafür ist das Niveau nicht annähernd so hoch wie in Deutschland. Dennoch war es besonders interessant andere Sichtweisen, sowohl bei den Lehrmethoden als auch inhaltlich kennen zu lernen.

Ein Auslandssemester stellt für jeden eine gewisse Herausforderung dar. Eine der größten für mich war sicherlich den Klang einer Fremdsprache auditiv zu verarbeiten. Für mich war klar, dass dem Neuerwerb von Fachwissen, hauptsächlich die Schulung meines Hör- und Sprachverstehens sowie die Verbesserung meiner Sprachfähigkeit im Vordergrund stehen sollte.

Gerade am Anfang ist es mir schwer gefallen, die Professoren zu verstehen. Die Aussprache der Muttersprachler hat ein anderes Klangbild. Dass viele Professoren und Kommilitonen aus der ganzen Welt mit verschiedenen Akzenten zusammenkommen, hat das Hören nicht gerade erleichtert. Doch schon nach relativer kurzer Zeit, konnte ich erste Fortschritte verzeichnen. Der tägliche Austausch führte dazu, dass ich mich immer besser an das neue Klangbild gewöhnt habe und ich mich bei Weitem nicht mehr so stark konzentrieren musste wie zu Beginn.

Auch mein Englisch hat sich deutlich verbessert. Gerade solche Sprachsachen wie das „th“ werden zur Normalität. Am besten lernt man Englisch im alltäglichen Kontakt mit Muttersprachlern. Daher möchte ich an dieser Stelle jeden ermutigen, einen Auslandsaufenthalt zu machen.
Auch gerade dann, wenn man Hörprobleme hat!